Die Zeitmaschine, 04.11.2012

Als Kind wurde ich oft gehänselt, ich wäre adoptiert oder im Kreißsaal vertauscht worden. Zu keinem der Familienmitglieder bestand eine Ähnlichkeit, nicht einmal eine winzige. Natürlich wurde ich geliebt - das späte Einzelkind einer alleinerziehenden Mutter. Die Sätze "Du siehst Mama oder Opa oder Onkel ähnlich" oder überhaupt jemandem gab es für mich nicht.

Das Foto meiner Großmutter hing seit ihrem Tod im kleinen Zimmer an der Wand. Ob es allein die Kraft meines Wunsches war, zur Familie zu gehören, oder doch die Gene, wurde nach einer langen Zeit mein Gesicht dem an der Wand immer ähnlicher. Als wäre meine Großmutter durch die Zeit gereist, um mich jeden Tag aus jedem Spiegel anzusehen. So hätte das fremde Kind etwas Frieden, dachte sie wahrscheinlich.

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